Zuchthund oder Hund aus Tierrettung?
Die Frage ob man einen Hund aus einer Zucht oder einen aus einem Tierheim zu sich holt teilt sich in zwei Aspekte: Einerseits wird ein Unterschied hinsichtlich der Erziehung und der sozialen Zusammenfindung vermutet und andererseits erhebt sich eine ethisch zu beleuchtende Frage. Zu Ersterem ist erstaunlich wenig zu sagen, denn es zeigt sich, dass es keinen großen Unterschied macht, ob man sich ein leeres Buch mit Kapitelüberschriften aneignet, um diese vorgegebenen Kapitel sodann mit einem Text zu versehen oder ob man ein geschriebenes Buch heran nimmt, um es zu korrigieren. Heißt also, dass sich die Arbeit damit ein kleines Kind zu einem vernünftigen Erwachsenen heran wachsen zu lassen beziehungsweise ein Individuum mit einer umfassenden Vorgeschichte in eine vertrauensvolle und kommunikative Beziehung zu integrieren in ihrem Umfang doch recht ähnlich bleibt. So kann man sich aus einer ruhigen und familiär orientierten Zucht einen bereits besonnenen Welpen zu sich holen oder man kann mit einem nicht traumatisierten Hund aus einer Tierauffangstation eine vertrauensvolle Beziehung entwickeln. Ebenso kann man aus einer schlechten Zucht einen hektischen oder ängstlichen Welpen erwerben oder auch einen traumatisierten Hund aus einem Tierheim zu sich holen. So steht hinsichtlich der Erziehung und Sozialisierung, hinsichtlich des Bildens einer Familie mit erkennbaren Strukturen und fruchtbarer Kommunikation also weniger die Frage im Raum, ob man sich an einen Züchter wendet oder an eine Tierrettung, sondern eher an was für einen Züchter man sich wendet, beziehungsweise welches Individuum man aus einer Tierrettung zu sich nach Hause holt.
So bleibt letztlich also insbesondere der ethische Aspekt im Vordergrund, der sich auch dahingehend zeigt, sich selbst zu hinterfragen. Möchte man einen Hund als Familienmitglied oder empfindet man einen Welpen einfach als so anziehend, dass man einen haben möchte? Der Welpe ist nach einem halben Jahr keiner mehr und spätestens nach einem dreiviertel Jahr fällt das auch einem Laien auf. Sodann füttert man einen Hund und zerrt ihn gute zehn Jahre an einer Leine herum, was das Leben dieses Individuums sein soll, da dieser herangewachsene Hund als Welpe so herzig ausgesehen hat. Zunächst hat man also ehrlich zu sich selbst zu sein, indem man sich ehrlich und aufrichtig vor Augen führt, ob man wahrlich ein Individuum von einem abhängig machen möchte, das in Anbetracht aller Gefühle und Bedürfnisse von einem selbst in eine Welt aus Gesetzen, Höflichkeitsgebaren und Gesellschaftszwängen gezwungen wird, die nicht von diesem ausgelieferten Individuum verstanden wird. Doch sieht man, wie sich die Menschen immer viele Gedanken darüber machen, was für eine Rasse sie sich aneignen möchte. Doch sucht man sich nichts anderes als ein lebendes Individuum aus, das sein weiteres Leben bei einem verbringen soll. Wenn man dies nicht erkennt, dann sollte man kein Lebewesen an sich binden, sonst kann man ihm nicht gerecht werden, was sodann auch bedeutet, dass man eher beschwerliche Begebenheiten mit diesem Lebewesen zu erwarten hat als schöne. So sollte in einer jeden Begegnung die Frage im Raum stehen ob das Gegenüber lebt oder nicht. Und wenn es lebt, dann hat es Gefühle und somit auch Bedürfnisse. So stellt sich auch sogleich die zweite Frage in einer jeden Begegnung: Hat man Verantwortung über dieses Leben oder nicht? Dabei ist zu bedenken, dass sich Verantwortung aus Macht ergibt. Wenn man also jemandem überlegen ist, dann hat man auch Verantwortung gegenüber demjenigen. Also stellt sich weniger die Frage, ob man einen Welpen von einem Züchter möchte oder ob man einen Hund aus einer Tierrettung bei sich haben möchte. Die Frage ist eher ob man der Verantwortung gerecht werden kann, ein Lebewesen von sich abhängig zu machen, das schlicht nicht das Wortvolumen hat, um die naturentfremdete Lebensweise des Menschen nachzuvollziehen. Es bleibt also zu erfassen, ob man die nötige Ruhe, Selbsterkenntnis, das nötige Verständnis und die nötige Liebe hat, um ein Lebewesen zu sich zu zwingen, dessen Lebensqualität ab sofort und für seine gänzliche Zukunft von einem abhängig sein wird. Mit diesen Gedanken zeigt sich sodann, dass das Unterstützen von Qualzuchten hinsichtlich Körperdeformationen oder hinsichtlich schlechter Haltung nichts mit sogenannter Tierliebe, Familie oder ähnlichem zu tun hat. Wenn man sich also, nach aller Überlegung und Klarheit an einen Züchter wendet, dann hat man sich dahingehend Mühe zu geben, einen wahrhaften Züchter zu wählen, dem das Wohl und die Zukunft der Kinder tatsächlich am Herzen liegt. Wenn man also den tief emotionalen Wunsch hat ein Kind bei sich heranwachsen zu lassen, wobei man alle Phasen der Pubertät und Emotionalität mit seinem Schützling durchlebt, wonach man dann bis an sein Ende verantwortungs- und liebevoll für seinen Sprössling da zu sein hat, dann sollte man das tun. Wenn es aber darum geht einen Hund zu haben, dann scheint es allemal löblicher, einem Individuum ein familiäres Zuhause zu geben das seines verloren hat oder noch nie eines hatte. Denn, wie bereits gesagt, bleibt es aus erzieherischer und sozialisierender Sicht eine rein individuelle Angelegenheit, mit welchem Individuum der Verantwortliche besser zu Recht kommt – der Aufwand, jemanden mit einem Vorleben in die Familie zu integrieren oder jemanden ohne Vorleben zu formen ist hinsichtlich Individualität gegeben, nicht hinsichtlich des Alters, der Rasse, des Geschlechts oder der Vorgeschichte. Aussagen wie die, dass man einen Husky nicht am Jagen hindern könnte, dass Windhunde niemals so zu erziehen seien wie andere Hunde, dass Terrier ihren Dickschädel hätten, dass sogenannte Kampfhunde aggressiv seien oder ganz generell, dass der Mischling den man hat nicht zu erziehen sei, da er eben aus dem Tierheim ist sind nur Ausreden, wenn man den Inhalt von Sozialgemeinschaft entweder nicht verstanden hat oder man es nicht umsetzen kann. Denn die Menschen sind zu sehr darauf aus ihre Zöglinge, sei es Menschenkind oder Hund, so formen zu wollen, wie sie es sich vorstellen. Doch vergessen sie dabei, dass es nicht darum geht seinen Zögling in einen charakterlichen Rahmen zu pressen, sondern ihm aufzuzeigen wer man in dieser Familie selbst ist. Und dies hat nichts mit Härte zu tun, sondern mit Selbsterkenntnis. Denn wenn man sich als ein vernünftiges, überlegtes, ruhiges, zielorientiertes und liebevolles Familienoberhaupt zeigt, dann wird das Ergebnis auch ein ruhiger, überlegter, vernünftiger und ausgeglichener Zögling sein. Man erhält also einen gesellschaftsfähigen Schützling durch die Darstellung eines erkennbaren und somit fühlbaren Familienoberhauptes, nicht durch das herumbasteln am Charakter des Zöglings. Denn eines ist sicher: Wenn der jeweilige Hund nicht von einem Menschen zu sich geholt worden wäre, dann würde er sich gegenüber seiner leiblichen Eltern zu benehmen wissen. Wenn man es also versteht sich als ein vernünftiges Familienoberhaupt zu zeigen, dann wird man auch ein kommunikatives und vernünftiges Familienmitglied erziehen können. Ist der jeweilige Hund also geistig gesund, dann kann man ihn auch zu einem Gesellschaftsmitglied erziehen, das keine Fesseln braucht. Denn ob der Zögling hinsichtlich seiner Bedürfnisse, wie Ernährung, Erlebnisse und familiären Sozialgeschehens befriedigt ist und ob man sauber und erkennbar mit ihm kommuniziert liegt ausschließlich an einem selbst. So sieht man an einem ganz banalen Umstand, ob man das Ziel einer kommunikativen Familie erreicht hat: Braucht man eine Leine, um bestimmte Situationen oder Begegnungen mit seinem Hund ohne unerwünschtes Verhalten zu überstehen oder muss man ihn an sich fesseln, damit er keinen Unsinn macht? Dabei heißt dies nicht, dass man nicht anleinen darf. Um sich zu klären kann oder muss man beispielsweise in schwierigen, pubertären Abschnitten der Erziehung eventuell auch einmal eine Leine verwenden, doch sind das anfängliche Schwierigkeiten, die mit der Klärung der Familienstruktur und der Kommunikation verschwinden, was wiederum nicht bedeutet, dass man zukünftig nicht mehr anleinen dürfte. Wenn es Beispielsweise aus gesetzlichen Gründen in der Stadt verordnet ist, dass man den Hund anleinen sollte, dann darf man diesem Gesetz gerne folgen. Denn es macht nichts aus, einen bedürfnisbefriedigten Hund auch einmal an die Leine zu nehmen. Doch wenn man ihn anleinen muss, da er ansonsten macht, was er möchte, dann ist dies ein Beweis für eine gescheiterte oder nicht zu erkennenden Kommunikation, was meist auch eine nicht zu erkennende Familienstruktur mit sich bringt.
Die Erkenntnis ist also, dass es nicht am Gegenüber liegt, in wieweit die angestrebte Beziehung eine nennenswerte wird und ob diese sodann, mit erkennbaren Familienstrukturen, funktionierend, kommunikativ und liebevoll sein wird. Es liegt ausschließlich an einem selbst; es liegt am Verantwortlichen, was und wie das Ergebnis sein wird, weshalb die Selbsterkenntnis in Zusammenhang mit der Erkenntnis, dass man sich jemanden ausliefert, dessen Lebensqualität fortan von einem abhängig sein wird, die maßgeblich Entscheidungsgrundlage zu sein hat. Wer hierin anderer Meinung ist, der scheint bereits zu beweisen, dass er nicht familiäre Aspekte in seinem Denken und in seinen Zielen hat, sondern er vermutlich nur einen Hund haben möchte, um sich zu amüsieren, jemanden zu befehligen oder „auszubilden“, was letzteres auch immer bedeuten mag. Und wer andere Erwartungen und Ziele als familiäre hat, der sollte für seine Zwecke ein entsprechendes Gerät, wie etwa eine Alarmanlage oder ähnliches erwerben, anstatt ein Lebewesen an sich zu binden. Dazu gibt es nichts weiter zu sagen, eher zu handeln, womit schlussendlich für jeden, der sich von ganzem Herzen ein sogenanntes Tier als Familienzuwachs wünscht, nur die Verantwortung übrig bleibt. Relevant bleibt somit nur die Pflicht über die Schutzbefohlenen, die man sich, gerade hinsichtlich einem Erwerb, selbst aussucht. Das jeweilige, vom jeweiligen Menschen ausgesuchte Individuum kann für alles Weitere nichts. So sollte es auch selbstredend sein, dass wenn sich jemand innerhalb der Polizei, bei Rettungskräften, als Schäfer oder ähnliches einen Hund tatsächlich für eine ernsthafte und sinnreiche Arbeit aneignet, er dies ebenfalls aus der familiären Grundlage heraus tun sollte, mit der Begleiterscheinung der gemeinsamen Tätigkeit im Beruf. Sodann wird sich zeigen, dass die angestrebte Arbeit vom bestmöglichen Ergebnis begleitet wird.
Züchter oder Tierrettung? Was hier alleine zählt ist die Aufrichtigkeit, das Maß an Ausgeglichenheit und der ehrliche Familienwunsch des Verantwortlichen. Wenn Sie sich also nach einem Hund sehnen, dann Schauen Sie sich das Individuum an. Wenn Sie hierbei als selbstbewusstes und möglichst entspanntes Familienoberhaupt eine liebenswerte Person anstatt einen Hund sehen, dann kann diese Verbindung eine schöne, liebevolle und kommunikative Zukunft nach sich ziehen, die keine Fessel in Form einer sogenannten Leine notwendig hat.
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